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Channel: Kommentare zu: Der Papst, das 2°-Ziel und eine Antwort von Joe Romm an die 2°-Kritiker
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Von: Martin Holzherr

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Sally Vance-Trembath’s Breakthrough-Artikel Laudato Si and the Effort to Reform the Feudal Church weist darauf hin, dass Papst Franziskus in dieser Enyklika im Menschen einen Klimasünder sieht, einen Klimasünder, der aus Egoismus das Gesamtinteresse vergisst. Ähnlich wie viele Konsumkritiker sieht Papst Franziskus die Schuld und zugleich den Hebel für eine Änderung, eine “Entschuldung”, beim Individuum. Verhaltensänderungen jedes Einzelnen, jeder Firma und jeder Gemeinde können in dieser Sicht den Umbruch und die Lösung bringen.
Doch damit verkennt Papst Franziskus, dass das was heute den Klimawandel bewirkt früher und bis vor kurzem ein Segen für die Menschheit war, denn die Verbrennung von fossilen Brenn- und Treibstoffen hat erst die moderne Welt mit ihren viel besseren Lebensbedingungen für viel mehr Menschen hervorgebracht. In Wirklichkeit handelt es sich beim Klimaproblem um ein Technologieproblem (Nebenwirkungen) und bei der nötigen Abkehr von den fossilen Energien um ein gesellschaftliches und zugleich technologisches Problem. Schuldzuweisungen wirken hier eher kontraproduktiv und sie haben den falschen Adressaten. Denn nicht das einzelne Individuum, sondern die Gemeinschaft und Gesellschaft muss das Problem angehen.
Sally Vance-Trembath schreibt dazu:

The analysis oversimplifies environmental problems in ways that don’t help us navigate them more effectively. It also locates the problem (and thus any solution) primarily in personal moral choices rather than in the complex development of human society and culture.1

While there is no doubt that criminal actions have occurred at various times, the long history of environmental degradation has more often been an unintended consequence of the human impulse to alter the environment in service of improving the human condition, acts which are a fundamental good in the foundational Christian narrative.
…..
In this regard, Laudato Si in places falls prey to a kind of remnant theological anthropology, which over-physicalizes the negative features of the human person and over-spiritualizes the positive ones. In so doing, it associates human technology and modernization with our overly-physicalized, selfish human “animal” nature rather than placing modernity and technological activities on the same spectrum as all human acts.

Nicht nur der Papst, sondern ein erstaunlicher Teil der modernen Gesellschaft, begreift die moderne Gesellschaft und ihre Technologie-Abhängigkeit, viel zu wenig. Nicht nur unser Wohlstand, auch die Grösse der Weltpopulation, sind ohne die in den letzten Jahrhunderten entstandene Technologie nicht denkbar und nicht aufrecht zu erhalten. Die Klimaforschung und das 2°C-Ziel verlangen nach nichts anderem als einer völligen Dekarbonisierung noch in diesem Jahrhundert. Der völlige Verzicht auf die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas und eine Umstellung vom heutigen universellen Baustoff Zement auf einen Baustoff, der kein CO2 mehr freisetzt ist nicht allein mit Verzicht und Sparen zu erreichen. Nur ein Technologiewechsel wird uns ermöglichen ohne CO2-Emissionen auszukommen und zugleich den heutigen Wohlstand und die heutige Anzahl von Menschen aufrechzuerhalten. Für mich ist es deshalb schwer verständlich, dass nicht bereits vor 20 oder 30 Jahren weltweite Forschungs- und Technologieprogramme angestossen wurden, die als Ziel den Ersatz von Kohle, Öl, Erdgas und Zement hatten.


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